W. Thut: Vom Zwei-Mann-Labor zum Weltkonzern

Titel
Vom Zwei-Mann-Labor zum Weltkonzern. Georg Wander (1841– 1897), Albert Wander (1867–1950), Georges Wander (1898–1969)


Autor(en)
Thut, Walter
Reihe
Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, 79
Erschienen
Zürich 2005: Verein für wirtschaftshistorische Studien
Anzahl Seiten
Preis
€ 15,00
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

2004 feierte die Firma Wander den 100. Geburtstag ihres bekanntesten Produkts, der Ovomaltine. Im Rahmen dieses Jubiläums veröffentlichte der Berner Historiker Walter Thut eine Geschichte des Unternehmens, die sich eng an die Biografie von drei Generationen Wander anlehnt. Dieses biografi sche Konzept ist ein Merkmal der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik», in der dieses Heft erschienen ist.

Der Firmengründer Georg Wander stammte aus Deutschland und kam 1862 als Assistent an die Universität Bern. Drei Jahre später übernahm er mit einem Partner eine Mineralwasserfabrik in der Bundesstadt. 1867 trennten sich die beiden, und Wander baute zusätzlich ein chemisch-pharmazeutisches Labor auf, in dem er mit Malzextrakt experimentierte. Als er 1897 starb, stieg sein Sohn Albert Wander in die kleine Firma ein und verlegte die Produktion von der Stadtbachstrasse ins Weissenbühlquartier. Mit seinen Mitarbeitern erfand er neue Produkte wie die Ovomaltine. Dieses qualitativ hoch stehende Erzeugnis entwickelte sich dank geschickter Werbung zu einem populären Stärkungsgetränk. Neben der Nahrungsmittelproduktion baute die Firma erfolgreich eine pharmazeutische Abteilung auf. Gute Beziehungen des Chefs zu Universitäten kamen der Forschungsabteilung der Wander zugute. 1927 trat der Enkel des Firmengründers nach seiner universitären Ausbildung in Pharmazie und Chemie in das Familienunternehmen ein. Er baute eine neue Fabrik in Neuenegg auf, wo ab 1928 die Ovomaltine und weitere Produkte hergestellt wurden. Er setzte den Ausbau des Unternehmens zu einem weltweit agierenden Konzern fort. Am Ende seiner Berufslaufbahn leitete er 1967 die Fusion mit der Sandoz AG in Basel ein. Dies geschah, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben in einem Umfeld, das zunehmend Investitionen in die Forschung erforderte. Zudem drängte sich in der Familie Wander niemand für die Übernahme der Firmenleitung auf. Sandoz führte die Arzneimittelbereiche der beiden Unternehmen schrittweise zusammen. Die Wander-Ernährungsmittelsparte behielt hingegen eine grosse Autonomie. In den 1980er- und 1990er-Jahren unterlag Wander permanenten Umstrukturierungen. Nach der Fusion der Basler Konzerne Ciba-Geigy und Sandoz zu Novartis verschwand der Name Wander aus dem Pharma-Bereich des Konzerns, 1997 schloss Novartis die Forschungsabteilung in Bern. 2002 verkaufte schliesslich Novartis die Ernährungs-Division von Wander (mit dem Flaggschiff Ovomaltine) an den britischen Konzern Associated British Foods. Seither produziert die Fabrik in Neuenegg sämtliche Ovomaltine für ganz Europa.

Bisher existierten bloss einige ältere Festschriften der Firma Wander sowie zwei neuere Lizentiatsarbeiten zu Teilbereichen ihrer Geschichte. Zur Entwicklung nach 1965 gab es bisher keine Publikation. Mit dem Werk von Walter Thut liegt eine handliche Unternehmensgeschichte vor, die bis in die Gegenwart reicht. Sie ist sehr schön illustriert dank dem reichen Bilderfundus, welchen das Firmenarchiv Wander in Neuenegg sorgfältig aufbewahrt. Einige Fotos sind in der Publikation leider nicht näher datiert.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Thut, Walter: Vom Zwei-Mann-Labor zum Weltkonzern. Georg Wander (1841–1897), Albert Wander (1867–1950), Georges Wander (1898–1969), Zürich, Verein für wirtschaftshistorische Studien, 2005 (Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, 79), 96 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 1, Bern 2005, S. 68f.

Redaktion
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 1, Bern 2005, S. 68f.

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